Roberts Unfall-Tagebuch

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Die ersten Schritte

22.11.17 – Das monatelange Üben zahlt sich nun aus. Verdient ist verdient! Robert ist heute seine ersten Schritte, nur mit etwas Absicherung, ganz allein gelaufen. Und wenn man weiß, dass diese Schritte der krönende Abschluss des Abends, nach einem anstrengenden Tag und viel Training (aufstehen/lange stehen/setzen) waren, sind diese Schritte ein klares Zeichen seines ungebrochenen Willens. Im wahrsten Sinne des Wortes, es geht voran!



04.12.17

Senatsempfang im Hamburger Rathaus

Heute war es soweit, Robert war mit uns zum Senatsempfang, zur Auszeichnung „Wegbereiter der Inklusion“ im Hamburger Rathaus. Nach einer Aktion unter dem Motto „Woche der Inklusion“, mit ca. 200 Teilnehmern/Veranstaltern und 12 Nominierten für die Auszeichnung, durften sich drei über die Auswahl ihrer Projekte freuen. Gewonnen haben Barmbek Basch, ein Gemeinschaftsprojekt von 7 Einrichtungen, Die Evangelische Stiftung Alsterdorf und Hamburg Leuchtfeuer, welche mit fast fertigen, beziehungsweise mit bereits bestehenden Projekten, angetreten waren.

Dass wir als Frischlinge und Einzelkämpfer mit nur einer Idee, hier nicht gegen anstehen konnten, war uns, auch wenn immer ein klein wenig Hoffnung begleitend war, im Vorwege klar. Aber für uns war es das Wichtigste, das noch junge Projekt „Kopf-Reha“, bei den richtigen Adressen vorstellen zu können und dies ist uns gelungen. Ob mit oder ohne Auszeichnung, das Projekt bleibt das selbe, der Bedarf der Betroffenen bleibt der selbe und daher bleibt auch unsere Power die selbe. Im Anschluss ging es noch kurz über den Weihnachtsmarkt, da Robert noch ein Lebkuchen-Herz für seine Svenja kaufen wollte.



06.12.17

Das ist mal ein Nicolaus

Bereits am 25.11.17 telefonisch angekündigt, wurde uns heute die schriftliche Bestätigung zugestellt. Ein von uns geplantes Wohnprojekt in Niedersachsen, mit 13 Wohneinheiten und einem Gemeinschaftsraum, in dem auch Robert und Svenja einziehen werden, wurde aus 27 Bewerbungen ausgesucht und wird vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie, mit 185.000 Euro bezuschusst. Weitere ca. 115.000 Euro (Berechnung nach Wohneinheiten und Größe) wird der Landkreis Lüneburg bezuschussen.

Ein erstes Gespräch mit der NBank (Förderbank Niedersachsen) gab es bereits und mit dieser ganzen Unterstützung, für die wir uns herzlichst bedanken, werden wir modernsten und barrierefreien Wohnraum, für nur 5,10 Euro/QM Eingangsmiete, zur Verfügung stellen können.



10.12.17

Es ist nun 1 Jahr her. Heute feiern wir Roberts ersten Zweitgeburtstag!

Das Leben unserer ganzen Familie wurde auf einen Schlag umgekrempelt. Nichts ist mehr so, wie vorher. Ein Albtraum, der sich nicht abschütteln ließ... aus dem man irgendwie nicht raus kam. Die Brüche waren zweitrangig... Schweres Schädel - Hirntrauma. Künstliches Koma... Keiner weiß was ihn und uns erwartet. Die Weihnachtszeit 2016 war geprägt von viel Angst und unendlich viel Hoffnung. Die Ungewissheit war erdrückend. Heiligabend standen wir alle an Roberts Bett auf der Intensivstation und hörten statt der Weihnachtsmusik nur das monotone Piepen der Geräte und das Pfeifen der Beatmungsmaschine.

Es gab viele traurige Stunden, aber es gab auch sehr oft Grund zur Freude. Wenn man die Situation erst mal begriffen hat, wird eines klar: keine Zeit mit Trübsal verlieren. Jetzt heißt es kämpfen! Wir haben alle gekämpft und Robert hat zum Glück seinen Ehrgeiz nicht verloren. Sein Kampf war und ist für, aber auch gegen sich selbst. Die eigenen Grenzen sprengen und weiter machen. Und er macht das großartig. Wir versuchen ihm stets den Weg zu ebnen, ihn anzuspornen und den Rücken frei zu halten. Wir haben in diesem Jahr viel erlebt und viel gelernt. Wir können, ohne überheblich zu klingen, stolz sein. Auf Robert, auf seine Frau Svenja und auf uns als Familie.

Viele von euch haben in den letzten 365 Tagen die Entwicklung mitverfolgt, oder waren sogar hautnah dabei. Freunde, die uns beigestanden haben. Fremde, die ohne Robert oder uns zu kennen, mit ganz viel Herz Anteil genommen und uns mit Spenden und Eigeninitiativen unterstützt haben. Ersthelfern, Rettungskräften, Ärzten, Schwestern, Pflegern, Therapeuten, Behörden, den Rechtsbeiständen, der Kasse und allen die Robert und uns irgendwie, direkt oder indirekt, unterstützt haben – Einen lieben herzlichen Dank an Euch!

Langsam macht er was er soll

12.12.17 – Auch wenn es noch tagesformabhängig ist, allmählich erlangt Roberts rechter Arm an Funktion zurück und macht - was er machen soll. Ein Großteil ist hier sicherlich dem Training mit dem Armeo geschuldet, aber ebenso sind das Krafttraining, das Ausstreichen und das Bewegen des Armes, nicht zu unterschätzen. Und wie man sieht, auch die Übungen mit der Hand zeigen erste Erfolge.



14.12.17

Der Spieler

Wir haben Robert einen Laptop mit vielen Therapiespielen geschenkt, damit er spielerisch seine Fähigkeiten ankurbeln kann. Ein Spiel ums Geld – Roberts große Stärke. Ballons abschießen, gut für die Motorik. Für alle Betroffenen/Angehörigen, die sich dafür interessieren, hier ein paar Links:

www.freshminder.de
www.aphasie.com
www.lifetool-solutions.at/de/
www.mg-reha-soft.de
www.wevosys.de/



17.12.17

Du Betrüger ;-)

Gestern wollte ihm seine rechte Hand nicht so gehorchen, da habe ich (Michael) seinen Arm etwas massiert, ihm in die Hand gepustet und sie aufgemacht. Robert meinte, oh – bist du ein Zauberer. Ich sagte, ja – ich bin Merlin. Und heute hat er mich des Betruges überführt. Wer das Tagebuch verfolgt weiß, dass ich meine Frisur poliert trage. Eigentlich eine ziemlich normale (schmunzelnde) SMS und genau das ist, was so Klasse ist. Robert kann sich an die Einzelheiten der Vortage erinnern, ist spitzfindig und hat seinen Humor nicht verloren.




Roberts „höhere Hirnleistungen“, zu welchen beispielsweise Probleme lösen, Planen und Organisieren zählen, laufen inzwischen bestens.

Die Lücken in Roberts Kurzzeitgedächtnis werden kleiner und weniger, dennoch sind sie noch vorhanden und das weiß Robert. Damit ihm diese Lücken keinen Streich spielen, berücksichtigt er diese in seiner Planung und trickst sie einfach aus. Wie man sieht, Aufträge erteilen kann er schon gut ;-)



21.12.17

Weihnachtsessen – ein Geschenk der Rehaklinik

Die Klinik hat alle Patienten und deren Angehörige zu einem Weihnachtsessen eingeladen. Mit Bussen und PKWs ging es in ein nahegelegenes Restaurant, wo es ein tolles Mehrgängemenü gab. Aus rechtlichen Gründen verzichten wir auf die Veröffentlichung von den Bildern der Feiergesellschaft. Einen herzlichen Dank an die Klinik und deren Mitarbeiter, für die Einladung und die tolle Organisation.



22.12.17

Der Kampf mit der Treppe – total geschafft, aber überglücklich

Lang ersehnt, der letzte Freitag vor Weihnachten. Heute soll es nach Hause gehen und Robert kann nicht sagen was überwiegt, die Freude oder die Aufregung. Für 13:00 Uhr ist der Krankentransport mit zwei Trägern bestellt, denn Robert muss ja irgendwie in die 3. Etage hoch. Da es aber noch bis zum Vortag Probleme mit Roberts Rehaverlängerung gab und dadurch die Beurlaubung nicht bearbeitet werden konnte, kam es wie es kommen musste, die Zeit zur Klärung des Transportes war zu knapp und so musste der Transport abbestellt werden.

Und nun? Robert über Weihnachten in der Klinik, obwohl er sich so auf Zuhause gefreut hat? Nein, gemeinsam kämpfen wir für Roberts Wünsche, Träume und Freuden. Ohne langes Überlegen war klar, Robert feiert Weihnachten daheim. Robert und Rolli in den PKW und ab ging es. Zuhause haben wir Robert ein Kissen unter den Po gebunden und rückwärts ging es Stufe für Stufe nach oben. Eine klare Ansage für das kommende Jahr, wir lassen uns nicht aufhalten!



22.12.17

Keine Zeit zum Verschnaufen

Kaum war die Treppe erklommen, ging es in die nächste Runde – eine Runde mit Milow toben. Am Ende waren es zwei von den geschafften Überglücklichen.



24.12.17

Heiligabend, dieser Abend ist wirklich heilig

Vor einem Jahr lag Robert mit einer ungewissen Zukunft auf der Intensivstation. Heute feiert er gemeinsam, so wie die Jahre vor dem Unfall, zusammen mit seiner Svenja Weihnachten und zusammen schmieden sie Pläne für ihre Zukunft. Und damit diese Pläne eine Zukunft haben, wird die Familie weiterhin an ihrer Seite stehen. Fröhliche Weihnachten allen!



31.12.17

Allen einen guten Rutsch!

… und die besten Wünsche für das kommenden Jahr, vor allem Gesundheit!

Ein turbulentes Jahr geht zu Ende und ein neues, mit vielen Herausforderungen, steht vor der Tür. 2017 war eine Achterbahn der Gefühle und Erlebnisse, wir durften uns über vieles freuen, aber auch über einiges ärgern. Das was uns ärgerte, dem haben wir kurzer Hand alles was wir hatten entgegengesetzt und das, was uns erfreute, das haben wir genossen und haben daraus Kraft geschöpft. Die Erfolge aus 2017 haben uns darin bestärkt, auch im neuen Jahr alles zu geben.

Wir möchten uns noch einmal herzlich bei allen bedanken, die uns im Großen und im Kleinen unterstützt haben. Wir durften Menschen kennen lernen, die sich, ganz ohne Robert oder uns zu kennen, für uns eingesetzt haben. Es waren Menschen, deren Ideenreichtum, wie beispielsweise die immer neuen Organisationen der Challenges, schier unerschöpflich war, Menschen die auf alltägliche Dinge verzichtet und das Ersparte für Roberts Wunsch gespendet haben, Menschen die uns einfach aus dem Nichts zugesprochen haben. In einer Zeit, welche durch einen oftmals kalten Ton und einer zunehmenden Rauheit im Umgang geprägt wird, durften wir jede Menge Herzlichkeit erfahren.

Selbst die, in der Allgemeinheit als „sturen“ empfundenen Behörden und deren Bedienstete, haben uns eines Besseren belehrt und uns großartig unterstützt. Und natürlich unsere Freunde, die Ärzte, Therapeutinnen & Therapeuten, die Schwestern, die Pfleger und auch die Kasse, welche uns am Ende, auch wenn es nicht immer einfach war, entgegengekommen ist. All das hat in der Summe dazu beigetragen, dass Robert heute wieder glückliche Momente erLEBEN und genießen kann!

Dafür sagen wir DANKE!

Robert & Co