Fachliche Meinungen
Wir bedanken uns bei Dr. med. Peter Frommelt:
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapie
Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin
Privatpraxis Berlin: NeuroRehabilitation - Psychotherapie – Neuropsychologie
(Für seine langjährigen Verdienste um die Verbesserung der Neurorehabilitation hat Dr. Peter Frommelt, den H.J. Bauer-Rehabilitationspreis der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabiliation (DGNR) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) erhalten. Dr. Peter Frommelt leitete von 1987 bis 2011 die Asklepios-Klinik Schaufling.)
...für sein Statement und den damit verbundenen Zuspruch für unser Projekt “Kopf-Reha“.
Dr. med. Peter Frommelt
Die Folgen eines Neurotraumas – einer Hirnverletzung, eines Schlaganfalls, einer Gehirnentzündung - betreffen nicht nur einzelne Person, sondern die gesamte Familie. Die Neuropsychologin Muriel Lezak prägte den Begriff der „Hirnverletzten-Familie.“ Die Angehörigen sind dort, wo die Betroffenen sich noch nicht selbst mitteilen können, die Stimmen des sprachlosen Körpers. Die NeuroRehabilitation gelingt umso besser, je mehr die Bezugspersonen und die Lebensgeschichte berücksichtigt werden.
Diese Form der NeuroRehabilitation bezeichnen wir als kontextsensitiv: Die Therapien orientieren sich an der Person und nicht an den Symptomen, sie sind eingebettet in gemeinsam, von Patient, Angehörigen, Arzt und Therapeuten, erarbeiteten Zielen. Neue Formen der NeuroRehabilitation, welche die Betroffenen, die Familien und das Fachpersonal, enger als bisher in einer Teamarbeit zusammenbringen, sind zu unterstützen. Mit dem Projekt „Kopf-Reha“ wird solch ein neuer Weg eingeschlagen und ich wünsche diesem viel Erfolg.“
Dr. med. Peter Frommelt
Fachliche Meinungen
Wir bedanken uns bei Carsten Freitag:
Dipl. Sozialpädagoge und stellvertretender Geschäftsführer der ZNS - Hannelore Kohl Stiftung
...für sein Statement und den damit verbundenen Zuspruch für unser Projekt “Kopf-Reha“.
Carsten Freitag
Liebe Familie Uhlig,
die ZNS – Hannelore Kohl Stiftung setzt sich seit mehr als 30 Jahren für
Menschen mit einer Schädelhirnverletzung ein. Wir sehen uns als Sprachrohr
der Betroffenen und sind hoch erfreut darüber, dass ihr Sohn den ersten
negativen Prognosen trotzt und deutliche Fortschritte erzielt. Gleichzeitig
decken sich Ihre Erfahrungen leider auch mit den Rückmeldungen aus unserer
Beratungsarbeit. Es ist für uns nur schwer nachzuvollziehen weshalb bereits
zu einem immer früheren Zeitpunkt jungen Menschen die Chancen genommen wird,
ihr vorhandenes Rehabilitationspotential voll auszuschöpfen und Sie als
Menschen ohne Rehabilitationspotential entlassen werden.
Es gab in der
Vergangenheit einen in der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation
erarbeiteten Konsens, das Menschen mit schweren neurologischen Schädigung in
der Frührehabilitationsphase B zumindest 8 Wochen Zeit bekommen ihr
Rehabilitationspotential zu entfalten. Dies wird immer öfters von den
Kostenträgern torpediert. Obwohl wir genau wissen, dass es sehr gute Chancen
zu einer Verbesserung der Teilhabe dieser Patienten gibt, wird momentan
nicht zuletzt durch Fehlanreize oft ein abgekürzter Weg eingeschlagen. Auf
welcher Grundlage basiert diese Praxis und wer kann zu einem so frühen
Zeitpunkt gesicherte Prognosen dazu abgeben?
Im Anschluss an einer erfolgte neurologische Rehabilitation stehen
betroffene Familien dann vor der Frage und was kommt nach der medizinischen
Rehabilitation? Auch hier werden die Betroffenen sehr häufig mit dieser
Problematik alleine gelassen.
Unsere Stiftung hat in Ihrer Funktion als Lotse für Ratsuchende einen sehr
guten Überblick über bestehende Nachsorgeangebote für Menschen mit einer
erworbenen Hirnschädigung. Immer wieder weisen wir darauf hin, dass zur Zeit
beispielsweise flächendeckende Ambulante-teilstationäre
Neurorehabilitationsangebote für schwerbetroffene Patienten (Phase C)
fehlen. Die Möglichkeit einer mobilen Rehabilitation, als Alternative dazu,
ist trotz gesetzlicher Regelungen bis heute nicht umgesetzt.
Zwar hat man
sich zudem 2013 mit den Kostenträgern auch auf ein langfristiges
Nachsorgekonzept in der sogenannte Phase E geeinigt, allerdings gibt es dazu
nur wenige Leuchtturmprojekte. Es ist sehr schwierig hierfür eine Einigung
trägerübergreifend mit den beteiligten Kostenträgern zu erzielen. Obwohl wir
in diesen Zusammenhang von einer stillen Epidemie sprechen gibt es zwar eine
steigenden Anzahl an neurokompetenten Angeboten. Aus uns unerklärlichen
Gründen entspricht dies aber nicht dem Bedarf in den Bereichen betreutes
Wohnen, Tagesförderung sowie Werkstätten für Menschen mit Behinderung.
Umso mehr freue ich mich darüber, dass Sie selbst als Familie nicht nur die
Situation ihres Sohnes im Blick haben, sondern grundsätzlich etwas an den
Nachsorgestrukturen für die Betroffenen verändern wollen. Ich wünsche Ihnen
dabei viel Erfolg. Meiner Unterstützung dafür, können Sie sich gewiss sein.
Carsten Freitag